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Interview: Generationenwechsel im Hause METAGRO

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Unser langjähriger Vorstand Wolfgang Schindlecker wechselt in den Aufsichtsrat der METAGRO Edelstahltechnik AG. Aus diesem Anlass führten wir mit ihm ein Gespräch über vergangene Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen.

Lieber Wolfgang, wir sitzen heute, an deinem vorletzten Arbeitstag, zusammen und möchten über den bevorstehenden Generationenwechsel im Hause Metagro sprechen. Zuerst einmal das Wichtigste. Wer wird dein Nachfolger?
Christoph Hofer wird meine Position als Vorstand der Metagro in Zukunft einnehmen. Er ist seit mehr als vier Jahren im Haus und hat sich sehr gut eingearbeitet. Er kennt also die Firma, die Produkte, die Mitarbeiter und auch schon sehr viele unserer Kunden. Ich habe großes Vertrauen, dass er meinen Job gut weiterführen wird.

Du bleibst der Metagro weiterhin verbunden, als Aufsichtsratsmitglied und auch als Eigentümer.
Ja, der Aufsichtsrat ist das Kontrollorgan des Vorstands und bei strategischen Überlegungen miteingebunden. Er vertritt dabei die Eigentümerinteressen. Die Metagro ist im Besitz zweier Familien. Die Gebrüder Hubert und Gustav Dreßler besitzen 70% der Anteile und ich mit meiner Frau Marianne zusammen 30%.
Über diese Konstruktion kann ich weiterhin meinem Nachfolger, sozusagen als Coach, zur Verfügung stehen. Ich werde mich aber nicht aktiv in das Tagesgeschäft einmischen.

Du bedauerst sehr, dass es aufgrund des Corona-Lockdowns derzeit nicht möglich ist, Kunden einen Abschiedsbesuch abzustatten. Was möchtest du an dieser Stelle mitgeben?
Ich möchte mich bei unseren Kunden für die jahrzehntelange, gute Zusammenarbeit und auch für ihre Treue bedanken. Es war schon eine schöne Zeit, mit einigen haben sich richtig freundschaftliche Beziehungen entwickelt. Ich hoffe aber doch, dass ich einige Kunden, z.B. auf Messen, wiedersehen werde.
Ich möchte unseren Kunden auch versichern, dass die Kontinuität im Hause Metagro gewahrt bleibt. Sämtliche Kollegen im mittleren Management, beginnend bei unserem Verkaufsleiter Alfred Hochecker, bleiben ja ihre Ansprechpartner und stehen für eine Kontinuität in den Kundenbeziehungen, die mir persönlich immer sehr wichtig war.

Ein solcher Generationenwechsel ist eine schöne Gelegenheit, ein wenig zurückzublicken und Bilanz zu ziehen. Ing. Peter Reuschel hat die Firma 1972 gegründet, acht Jahre später hast du die Geschäftsführung übernommen.
Ja, das war vor über 40 Jahren. Wir hatten damals wenige Kunden, die Blumauer AG war ein Großkunde, der rund 80% des Umsatzes ausmachte. Und ausgerechnet diese Firma wurde, rund drei Jahre später nachdem ich angefangen habe, liquidiert. Wir mussten uns damals sehr rasch neue Fachhandelskunden suchen, die meisten davon sind uns bis heute noch treu!

Damals waren es ausschließlich Großküchen, die ihr erzeugt habt. Da hat sich auch einiges verändert.
Ja, wir haben dann etwas später mit dem Labormöbelbau begonnen, dazu kamen verschiedene Design- und sogar Kunstprojekte. Ein Meilenstein war sicherlich, dass wir vor rund 35 Jahren mit der Kühlmöbelproduktion begonnen haben, das macht heute noch 20% der Produktion aus. So waren wir in der Lage Komplettanlagen anzubieten. 2004 kam dann die Firma Rech Mechatronik dazu, die natürlich sehr gut dazu passte. Durch sie bekamen wir das restliche, noch fehlende, Know-how. Heute haben wir in Hainfeld sieben Kühltechniker und in der Rech Mechatronik weitere acht Techniker beschäftigt. Das heißt, unsere Grundkompetenzen in Sachen Kühltechnik können sich wirklich sehen lassen. Vor allem bei der Entwicklung von Spezialvitrinen hat sich das sehr bewährt, wie z.B. für den Champagnerkühlschrank, den das Porsche Design Studio für die Firma Veuve Clicquot entworfen hatte.

Dein Verdienst ist es auch, dass ihr euch von einem regionalen Anbieter zu einem exportorientierten Unternehmen entwickelt habt.
Wie gesagt, als ich begann, hatten wir diesen einen Hauptkunden und ein paar kleinere Kunden im Wiener Raum. Jetzt haben wir mehr als 50% Exportanteil und Kunden quer durch Österreich verteilt. Der Hauptexportraum ist natürlich die Schweiz und Deutschland, weil in diesen Ländern auf Qualität und Kontinuität besonders viel Wert gelegt wird.

Bei den Produkten wird Innovation großgeschrieben, bei den Mitarbeitern setzt man bei Metagro hingegen auf so wenig Veränderung wie möglich. Richtig?
Ja, wir haben ganz wenig Fluktuation, drei Prozent pro Jahr, darauf sind wir sehr stolz! Wir haben viele junge Mitarbeiter, die auch hier gelernt haben, vom Produktionsleiter beginnend. Insgesamt haben wir über die Jahre bereits 87 Leute ausgebildet, hauptsächlich Schweißer und auch Stahlbautechniker und in etwa 40% der Gesellen sind geblieben. Bis man ein guter Schweißer wird, braucht es allerdings nach der Lehre noch ca. zehn Jahre. Wenn man sich das vergegenwärtigt, versteht man, warum langjährige Mitarbeiter so wichtig sind.

Heutzutage wird viel von einer veränderten Arbeitsmoral gesprochen, vor allem der Generation der Millennials wird nachgesagt, dass sie für einen Kulturwandel in Organisationen sorgen werden. Spürt man das in Hainfeld auch schon oder ist das noch ein städtisches Phänomen?
Ja, wir müssen laufend versuchen, unsere Attraktivität für die Mitarbeiter zu verbessern. Sogar die 4-Tage-Woche steht im Raum. Ich hätte das nie in diesem Ausmaß erwartet. Das Freizeitbedürfnis der jüngeren Mitarbeiter ist eindeutig größer. Früher wollten die Leute im Sommer Überstunden machen, heute legt man Wert auf Urlaub, auch Jubiläumsgelder werden lieber in Zeit als in Geld konsumiert. Der „Papamonat“ ist auch schon eine Selbstverständlichkeit. Da hat sich viel geändert.
Das sehe ich als eine große Herausforderung für die Zukunft. Wie bin ich als Unternehmen so attraktiv, dass ich Lehrlinge bekommen kann, wie fördere ich ein Betriebsklima, in dem sich die Leute untereinander gut verstehen, wo Kollegialität geschätzt wird. Wir haben bei uns einen sehr freundschaftlichen Umgang der Mitarbeiter untereinander, ich bin froh darüber. So bekommen wir auch neue Mitarbeiter auf Empfehlung von deren Freunden, die hier bereits arbeiten.

Ihr habt einen wunderschönen Imagefilm gemacht, darin wird auch auf die fugenlosen Übergänge als Beweis für eure Kompetenz und Können hingewiesen. Womit wir wieder zurück beim Schweißen wären.
Ja, es braucht dafür erfahrene Mitarbeiter, es braucht aber auch sehr gute Betriebsmittel. Wir haben die neuesten am Markt befindlichen Laserschneideautomaten und auch sehr gute Biegeautomaten. Es braucht sehr gute Maschinen, um Edelstahl so zu verarbeiten, dass man keine Unterschiede zwischen den Blechen erkennen kann.

Dein Interesse für gutes Design ist hier überall erkennbar. An der Betriebsarchitektur, den vielen schönen Edelstahl-Designobjekten im Entrée und in den Büros sowie in der hochqualitativen, fotografischen Dokumentation der Referenzobjekte. Wo sorgt das gute Design in der Metagro-Großküche für Mehrwert?
1994 haben wir mit dem Designer Hans-Peter Rainer aus Maria Lankowitz eine Griffserie entwickelt, die dann als Premiumprodukt angeboten wurde. Wir wollten uns mit diesen geschwungenen Leisten vom Markt abheben. Vor rund sieben Jahren haben wir die gesamte Produktlinie auf Hygienemöbel und alle Metagro-Griffleisten auf diese geschwungene Variante umgestellt, auch, weil dieses Design hygienischer und leichter zu reinigen ist, bei gleichzeitig höherem Griffkomfort. Das Design hatte am Anfang viel Geld gekostet, diese Investition hat sich aber in jeder Hinsicht gerechnet. Die Griffe sind auch in verschiedenen Pulverbeschichtungen erhältlich und man kann sagen, sie sind inzwischen so etwas wie unser Markenzeichen geworden.

Danke für das Gespräch!


Die Fragen stellte Alexandra Eichenauer-Knoll, Schreibstube Tintenblau